Turnhalle, Fahrradweg oder Jugendclub: Es geht uns um klare, politische Entscheidungen

Veröffentlicht am 12.09.2016 in Berlin

Freitagnachmittag, 17 Uhr. Der Berliner Sommer zeigt sich von der angenehmen Seite. Ebenfalls Seltenheitswert: Ein gemeinsames Gespräch mit Kandidatinnen, inmitten in der heißen Phase des laufenden Wahlkampfs. Wir treffen auf drei sichtlich motivierte junge Sozialdemokratinnen, die zum ersten Mal für die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Mitte kandidieren. Julie Rothe, Svenja Linnemann und Farisa Al Ahmad wollen frischen Wind in das kommunalpolitische Herz Berlins bringen.

Julie Rothe ist in unmittelbarer Nähe zum Alexanderplatz aufgewachsen und wohnt dort noch immer. Sie setzt sich daher primär für eine andere Verkehrs- und Infrastrukturpolitik ein. Die passionierte Radfahrerin prangert sehr deutlich die oftmals einseitige Gestaltung zugunsten des Autoverkehrs an, insbesondere in der Innenstadt. Vor die Wahl gestellt, welcher Verkehrsträger denn zurückstecken müsse: „Mir liegt die fahrradfreundliche Stadt sehr am Herzen. Eine gerechtere Verteilung des öffentlichen Raumes ist für eine lebenswerte Stadtmitte – aber auch darüber hinaus – unverzichtbar. Natürlich wird es in einer bisher autofreundlichen Stadt wie Berlin dazu führen (müssen), dass der Autoverkehr zugunsten von Fahrrad und ÖPNV zurückstecken muss.“ Sie wolle dazu beitragen, dass die Stadtentwicklungspolitik hier endlich umsteuert.

Seit Herbst 2014 engagiert sich die gebürtige Weddingerin Svenja Linnemann, die sich selbst als „Kiezkind“ bezeichnet, in der Versorgung der Geflüchteten. Als sich Probleme bei den Behörden abzeichneten, gründete sie gemeinsam mit anderen das Unterstützungsnetzwerk „Wedding hilft!“. Dort begleitet sie die Arbeit in den Weddinger Notunterkünften, um gemeinsam mit den alt Eingesessenen und den neuen AnwohnerInnen eine neue Nachbarschaft aufzubauen. „Es ist natürlich sehr wichtig, dass ein Kiez aus sich selbst heraus tätig wird. Dennoch ist die Politik in der Verantwortung, die gerade auf kommunaler Ebene Antworten geben muss“, so Linnemann. In der BVV stünden für sie daher die Themen humane Unterbringung, Integration und Bildung für alle im Vordergrund. Oberste Priorität habe dabei die frühzeitige Beschulung der Kinder.

Farisa Al Ahmad, in der aktuellen Wahlperiode Bürgerdeputierte, sieht in der Kandidatur einerseits die logische Konsequenz aus dem Interesse an den Lebensbedingungen im eigenen Umfeld. Andererseits möchte die Moabiterin aufzuzeigen, dass Menschen in ihrem Kiez ganz konkret Dinge verändern können. Vor allem aus der Sicht Betroffener gehe es darum, bestehende Probleme anzupacken. Denn: „Kommunalpolitik findet vor unserer Haustür statt. Sie nimmt die Bedürfnisse der Menschen vor Ort in den Blick.“ Insbesondere den Bedürfnissen junger Menschen müsse verstärkt Rechnung getragen werden, da sich die Lebensräume, in die sie hineingeboren werden, oft nicht im Einklang mit ihren Bedürfnissen entwickelt hätten. Ihr Fokus liege daher auf der kommunalen Jugendhilfearbeit.

Eine Forderung erheben alle drei gemeinsam: Die politische Arbeit der BVVen müsse gestärkt werden. Oft stünden die Strukturen dem Engagement gerade von jungen Menschen im Wege. Ein kommunalpolitisches Mandat müsse auch mit der Schule, dem Studium oder der Arbeit vereinbar sein. Zudem verdienten die BVVen eine Aufwertung in der öffentlichen Präsenz. Denn: „Kommunalpolitik betrifft uns alle – den Kiez, die Familie und unser Umfeld.“